Stressfreie Navigation unter Bedingungen von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (Mehrdeutigkeit) mit Hilfe der Transaktionsanalyse. Ein Artikel von Ulrich Dehner.

Was Sie tun können, um in stressigen Zeiten die Oberhand zu behalten – oder zurückzugewinnen

Es ist eine durch etliche Untersuchungen erwiesene Wahrheit: Der Stress, unter dem wir am meisten leiden, ist der, den wir uns selbst machen. Dieser Satz wird jemanden, der im Home-Office noch zwei Kinder zu betreuen hat, die wegen geschlossener Kita und Home-Schooling die Nerven der Eltern gefährlich an die Zerreißprobe bringen, oder der einen Haufen zusätzliche Aufgaben übernehmen muss, weil es an allen Ecken und Enden an Mitarbeitern mangelt, oder auf den soundsoviele andere Sorgen einstürmen, nur zum Schnauben bringen. Nichtsdestoweniger ist er richtig. Wenn er falsch wäre, gäbe es gar niemanden, der die sogenannte Stress-Resilienz besitzt. Was Sie für Ihre Stress-Resilienz tun können, davon wird im folgenden Beitrag die Rede sein.

Antreiber

Der erste Schritt, um mehr Stress-Resilienz zu gewinnen, besteht darin, herauszufinden, was genau Ihren inneren Druck erhöht. Nein, es geht nicht darum, herauszufinden, welche äußeren Belastungen Sie am meisten stressen. Die sind meist schnell identifiziert. Es ist viel wichtiger, bei sich selbst zu erkennen, welche inneren Mechanismen angesprungen sind, sodass Sie sich anschließend gestresst und unter Druck fühlen. Die Transaktionsanalyse hat solche Mechanismen sehr genau und lebensnah beschrieben – vielleicht erkennen Sie ja das eine oder andere davon wieder.

Die sogenannten Antreiber aus der Transaktionsanalyse sind Handlungsanweisungen, die (hauptsächlich) die Eltern ihren Kindern mit auf den Weg gegeben haben, entweder, weil sie selbst schon solche inneren Antreiber besitzen, oder um damit ganz bestimmten Schwierigkeiten, die ihnen die Kinder machen, zu begegnen. Eric Berne, der Begründer der Transaktionsanalyse, hat fünf Antreiber formuliert:

  • Sei perfekt
  • Mach es anderen recht / Sei gefällig
  • Streng dich an
  • Sei stark
  • Beeil dich

Bei den Antreibern gibt unterschiedliche Grade an Intensität, manche wirken sich kaum, andere verheerend aus. Antreiber, entweder einzeln oder als Kombination mehrerer Antreiber, sind die eigentliche Ursache für den inneren Stress, denn sie setzen den Menschen unter Druck, der als Folge davon gereizt, unwirsch oder unfreundlich reagiert, oder Fehler macht, was zu neuen Schwierigkeiten führt. Je mehr Antreiber zusammenwirken, desto höher wird auch der Stress. Die unterschiedlichen Antreiber können durchaus auch in Konflikt miteinander geraten und die innere Spannung dadurch noch weiter erhöhen.

Dass Antreiber irgendwann verinnerlicht wurden, bedeutet nicht, dass sie auch immerzu aktiv sind. Um einen Antreiber zu aktivieren, braucht es bestimmte auslösende Situationen. Sind die Antreiber stark, genügt ein geringer Reiz; sind die Antreiber schwach, müssen es schon besondere Bedingungen sein, damit sie zum Einsatz kommen. Das können Momente sein, wenn man vielleicht schon etwas erschöpft ist, schon zu viel gearbeitet hat oder unter einer ganz besonderen Anspannung steht, weil die Situation neu und schwierig ist. Eine Krisensituation wie die augenblickliche bietet hervorragende Voraussetzungen, um innere Antreiber zu aktivieren.

Sei perfekt

Der Antreiber „Sei perfekt“ ist derjenige, der in unserem Kulturkreis am häufigsten vorkommt. Er wird einem Kind von Eltern vermittelt, die immer mehr von ihm erwarten: „Gut“ ist nicht gut genug, es muss „sehr gut“ sein. Wenn Eltern nur mit herausragenden Leistungen zufrieden sind, akzeptieren sie für gewöhnlich auch nicht, dass man einmal einen Fehler machen darf. Wenn jeder kleine Fehler sofort getadelt wird, lernt ein Kind schnell, dass nur hundert Prozent zählen und neunzig Prozent gar nichts wert sind. Der Druck, diese hundert Prozent zu erreichen, wird so groß, dass der „Perfektionismus“, der dabei herauskommt, meist das Gegenteil einer guten Arbeit bewirkt. Wer perfektionistisch ist, hat keine innere Erlaubnis, Fehler zu machen, betreibt deshalb einen immensen Aufwand, um Fehler zu vermeiden, verbraucht damit ungeheuer viel Zeit und Energie- und erzielt Ergebnisse, die in keinerlei Verhältnis zum Aufwand stehen.

Ein hoher Anspruch an die eigene Arbeit darf nicht mit dem Antreiber „Sei perfekt“ verwechselt werden. Das ist ein Missverständnis, das immer wieder passiert, deshalb sei hier speziell darauf hingewiesen. Wer gern viel von sich verlangt und großen Wert darauflegt, wirklich gute Arbeit zu leisten – und wem dies auch gelingt – der steht nicht zwangsläufig unter der Fuchtel dieses Antreibers. Wer jedoch getrieben ist von der Angst vor Fehlern, der ist oft vor lauter „Perfektionismus“ innerlich so angespannt, dass er unkonzentriert wird und deshalb viel falsch macht, oder er erliegt einem Kontrollzwang, prüft alles doppelt und dreifach und wird deshalb mit der Arbeit gar nicht mehr fertig. Und für gewöhnlich ist er niemals mit sich zufrieden.

Mach’s anderen recht / Sei gefällig

 Das Kind, das sich im Hintergrund zu halten hatte, das gelernt hat, dass es nicht zählt, dass die Bedürfnisse aller anderen vorgehen, hat dabei auch gelernt, dass ihm doch ein Weg offenstand, die Wertschätzung der Eltern zu erringen. Wenn es besonders brav war, besonders hilfsbereit, die Erwartungen an sein Verhalten mindestens erfüllt, wenn nicht gar übertroffen hatte, dann wurde es gelobt und erst dann wurden vielleicht auch seine eigenen Wünsche mal berücksichtigt. Die Hilfsbereitschaft, der Aufopferungswille, die sich bei einem Kind unter diesen Umständen entwickeln, werden allerdings zum inneren Zwang: Sie sind die Überlebensstrategie, um die dringend benötigte Zuwendung zu erhalten. Die Anpassung ist so stark ausgeprägt, dass „Nein“ sagen zu den schwersten Übungen zählt. Die Betroffenen setzen sich ständig mit den Gedanken unter Druck, was die anderen wohl von ihnen erwarten. Etwas für andere zu tun, scheint die einzige Möglichkeit überhaupt zu sein, sich die Zuneigung oder den Respekt der anderen zu sichern. Als Kollegin oder Kollege ist man für gewöhnlich auch sehr beliebt, denn man ist nie schwierig, nie zickig, dafür hilfsbereit und nett.

Streng dich an 

So wie der Antreiber „Sei perfekt“ keineswegs Perfektion zeitigt, bringt auch der Antreiber „Streng dich an“ mitnichten ein gutes Ergebnis hervor. Darum geht es bei diesem Antreiber auch gar nicht: Wichtig ist die Anstrengung, nicht, was dabei herauskommt – Hauptsache, man hat sich abgestrampelt! Der Antreiber „Streng dich an“ steht meist mit den schulischen Leistungen, oder dem Mangel daran, in Verbindung. Eltern, die aufgrund der schlechten, oder ihnen nicht genügenden, Noten des Kindes um seine Versetzung, seinen Schulerfolg, seinen weiteren Lebensweg fürchten, und deshalb ein großes Trara machen, verdonnern das Kind zu einer strikten „Disziplin“: Keine Treffen mit Freunden am Nachmittag, keine Computerspiele, kein Schwimmbad, dafür aber von drei bis sechs am Schreibtisch sitzen und lernen. Das Kind trödelt also am Schreibtisch herum, versucht vergeblich, sich irgendetwas einzuprägen und ist mit seinen Gedanken ganz woanders. Davon werden die Noten in Chemie und Biologie nicht besser, aber wenigstens die Stimmung zu Hause, denn die Eltern, die sehen, dass „das Kind sich Mühe gibt“, machen nicht mehr so ein Theater.  Was das Kind lernt ist nicht Mathematik, Geschichte oder Englisch, sondern folgendes: Es kommt nicht auf das Ergebnis an, sondern darauf, dass man sich Mühe gibt.

Der Antreiber kann aber auch auf andere Art vermittelt werden: Wenn für Eltern kein Erfolg des Kindes zählte, den es mühelos erringen konnte. Wer unter dem Antreiber „Streng dich an“ leidet, für den ist alles hart, beinhart, der arbeitet sich zuschanden, der macht noch und noch Überstunden, opfert seine Nächte und seine Wochenenden – ohne zu merken, dass er mit der Hälfte des Aufwandes vermutlich genauso weit käme.

Beeil dich 

Der Antreiber „Beeil dich“ ist der innere Zwang des Hektikers. Vermittelt wird der Antreiber meist in der Kindheit von Eltern, die permanent Zeitdruck machen. Alles muss schnell, schnell gehen, jedes „Trödeln“ wird bestraft. Im Erwachsenenalter springt der Antreiber deshalb immer an, sobald eine Situation auch nur annähernd nach Zeitdruck aussieht. Man wird gereizt und hektisch. Aber auch hier wird keineswegs erreicht, was der Antreiber verlangt. Wer hektisch agiert, ist bekanntermaßen mitnichten schneller als der ruhig Handelnde, im Gegenteil, meist dauert alles länger. Dazu kommt noch, dass dieser Antreiber auf viele Menschen ansteckend wirkt, ein einziger Hektiker kann ein ganzes Großraumbüro verrückt machen.

Sei stark

Hartnäckig sein, dranbleiben, sich nicht entmutigen lassen sind Verhaltensweisen, die nichts mit dem Antreiber „Sei stark“ zu tun haben…müssen. Der Antreiber „Sei stark“ ist hauptsächlich bei Menschen zu finden, die glauben, alles allein bewältigen zu müssen, die es als Niederlage empfinden, jemanden um Hilfe zu bitten, die es beschämend finden, eine Schwäche zu zeigen. Selbst wenn sie schon schier zusammenbrechen, lassen sie sich noch eine Last aufbürden. Sie sind gut trainiert darin, alles auszuhalten, manchmal bis ihr Körper nicht mehr mitmacht, denn sie haben längst aufgehört, auf ihre Körpersignale zu achten. Also beuten sie sich systematisch aus. Statt rechtzeitig einen Schlusspunkt zu setzen, gehen sie immer wieder über ihre Grenzen, manchmal bis es (fast) zu spät ist. Auch Gefühle, die als Schwäche gedeutet werden könnten, Angst, Trauer, Kummer, Besorgnis, machen sie mit sich allein aus, das sind sie von Kindheit an gewohnt.

Was tun?

Was gegen innere Antreiber überhaupt nicht hilft, sind gute Ratschläge, die etwa so manche selbsternannte „Burn-Out-Spezialisten“ von sich geben, zum Beispiel den Rat „Die Dinge einfach nicht so an sich rankommen zu lassen“. „Na wunderbar“, denkt sich da der Burn-Out-Kandidat, „warum hat man mir das nicht schon früher gesagt! So ein Schrott, wenn ich wüsste, wie das geht, würde ich es freiwillig schon längst gemacht haben!“ Auch der väterliche Rat: „Sie müssen nicht perfekt sein!“ dürfte noch keinem einzigen Perfektionisten weitergeholfen haben. Es handelt sich schließlich selten um ein kognitives Problem – vom Verstand her ist wohl jedem klar, dass mehr innerer Abstand und weniger Perfektionismus guttun.

Die eigenen Antreiber zu kennen, kann schon ein sehr gutes Mittel sein, ihnen gegenzusteuern. Sind die Antreiber jedoch stark ausgeprägt, helfen rationale Überlegungen allein dagegen nicht weiter.

Es gibt jedoch eine Methode, die sich seit vielen Jahren bewährt hat: Introvision Coaching. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass Klienten mit großer Stress-Belastung in hohem Maß von Introvision Coaching profitieren. Introvision Coaching hat gegenüber den herkömmlichen Herangehensweisen, mit der Stressbelastung umzugehen, den großen Vorteil, dass es sich bei dieser Methode nicht um eine Symptombekämpfung handelt, sondern dass die Ursache von innerem Stress beseitigt wird. So hilfreich Sport, Jogging, autogenes Training oder andere Entspannungsmethoden sein mögen, um aktuelle Stressreaktionen zu mindern, sie lösen doch das ursprüngliche Problem nicht.

Stress, der durch Antreiber ausgelöst wird, entsteht, weil ein Mensch sich einer Situation gegenübersieht, die er glaubt, nicht bewältigen zu können – es sei denn, er verhält sich jenem alten Muster gemäß, das jedoch seine Schwierigkeiten nicht löst. Als das Muster entstand etablierten sich in seiner Amygdala Alarme, die hinfort jedes Mal warnen: „Achtung – höchste Gefahr! Diese Situation ist unter allen Umständen zu vermeiden!“ Um dieser Gefahr „Paroli bieten“ zu können, schüttet die Amygdala Stress-Hormone aus, denn Stress-Hormone befähigen den Menschen in realen Gefahren-Situationen alle Reserven zu aktivieren, um zu fliehen oder zu kämpfen.

Die Amygdala ist Teil des limbischen Systems, das Informationen aus dem Organismus und Botschaften von außen verarbeitet und sie bewertet.

Da die Amygdala auf Grund ihrer Bedeutung für das Überleben viel schneller ist, als es das Großhirn jemals sein kann, entscheidet sie im Bruchteil von Sekunden, ob eine Gefahr für den Menschen besteht oder nicht und alarmiert daraufhin andere Gehirnareale. Da es also „um das Überleben“ geht, springt der Alarm mit all seinen Wirkungen und Nebenwirkungen viel schneller an, als das Großhirn seine „vernünftigen, sachlichen“ Gegenargumente, so berechtigt sie auch sein mögen, ins Spiel bringen kann. Das Großhirn, in dem die Ratio beheimatet ist, hinkt immer hinterher, weshalb alle Erkenntnisse, die man in der Analyse der Schwierigkeiten, des eigenen unangemessenen Verhaltens, der „Überflüssigkeit“ der eigenen Reaktionen hinterher gewinnt, nichts nützen.

Der Alarm springt immer dann sofort an, wenn, tatsächlich oder vermeintlich, die Gefahr besteht, dass sich die Situation genauso entwickelt, wie es unter keinen Umständen sein darf.  Als der Alarm installiert wurde, bildete sich, um mit dem schmerzhaften, tatsächlich oder vermeintlich gefährlichen Ereignis umzugehen oder ihm zu entkommen, eine innere Verhaltensanweisung heraus, die zwingenden Charakter besaß, weshalb sie die Bezeichnung „Imperativ“ bekam. Fast schon selbst wie Imperative formuliert, stehen die oben geschilderten Antreiber mit vielen Imperativen in engem Zusammenhang, etwa „Ich darf keine Fehler machen“, „Ich darf nicht abgelehnt werden“ oder „Ich darf auf gar keinen Fall scheitern“.

Wie gesagt: Alle hinterher getroffenen Entschlüsse, es beim nächsten Mal aber wirklich anders zu machen, verpuffen: Schrillen die Alarmglocken erst einmal, setzen sofort die alten Gefühle ein mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen und schon folgt man dem altbekannten Handlungsmuster.

An diesem Punkt setzt Introvision Coaching an: Mit dieser Methode wird der Alarm in der Amygdala gelöscht, sodass jene Reize, die ihn bislang triggerten, keine Reaktion mehr auslösen. Wenn ein Alarm dazu da ist, eine Handlung zu aktivieren, wie wir weiter oben gesagt haben, war die ursprüngliche Idee, diesen Alarm einfach leer laufen zu lassen, wie sie an der Uni Hamburg entwickelt wurde, schlichtweg genial. Zu untersuchen „Was geschieht eigentlich, wenn wir bei Menschen ihren Alarm auslösen, sie aber gleichzeitig veranlassen, ihn nur zu beobachten, nicht zu handeln, nicht einzugreifen“ war bahnbrechend. Denn wie sich gezeigt hat, wird durch genau diese Verfahrensweise der Alarm in der Amygdala wieder gelöscht.

Das hat mit dem Wesen des Alarms zu tun: Der Sinn eines jeden Alarms ist es, den Menschen zum schnellen und entschlossenen Handeln zu bewegen. Doch ein Alarm kostet eine Menge Energie und das menschliche Gehirn ist ziemlich perfekt darin, Energieverschwendung zu vermeiden. Deshalb gilt ein weiterer Satz:
Ein Alarm, auf den keiner reagiert, ist sinnlos.

In der Problemanalyse wird der Coach die genauen Imperative ermitteln – gerade bei hohem Stress sind es meist gleich mehrere – um, beginnend mit dem „leichtesten“, einen nach dem anderen aufzulösen. Der Klient lernt, eine Haltung der weiten Wahrnehmung einzunehmen, und das innere Geschehen zu beobachten, das ausgelöst wird, indem der Coach ihm den Alarm auslösenden Satz vorgibt. Es ist wichtig, den Alarm auszulösen, weshalb der „richtige“ Satz von entscheidender Bedeutung ist. Wenn der innere Alarm gelöscht ist, hat der Klient neue Handlungsmöglichkeiten, mit Problemen oder Belastungen, die früher Stress verursacht haben, umzugehen. Das folgende Beispiel mag dies illustrieren.

Lampenfieber kommt auch im Businesscoaching als Thema vor und kann mehrere Antreiber / Imperative als Ursache haben. Neben allen Variationen von „Ich muss perfekt sein/Ich darf keinen Fehler machen“ gibt es auch „Ich darf auf gar keinen Fall scheitern“, oder „Ich darf mich nicht lächerlich machen“, kann auch das innere Verbot „Ich darf mich nicht selbst in den Mittelpunkt stellen. Ich darf mich nicht so wichtig nehmen / Mach’s anderen Recht “ oder „Ich darf mich auf gar keinen Fall in den Vordergrund drängen“ dafür sorgen, dass öffentliche Auftritte für jemanden zur Qual werden. Wenn einem Kind systematisch abtrainiert wurde, Aufmerksamkeit zu erheischen, auf sich aufmerksam zu machen, vielleicht auch einmal den Clown zu spielen und die Lacher der Erwachsenen zu ernten, so müsste der Erwachsene über einen schier unüberwindlichen Schatten springen, um plötzlich genau das Verhalten zu produzieren, dass früher sanktioniert wurde. Das gelingt für gewöhnlich erst dann zufriedenstellend, wenn die entsprechenden Antreiber/ Imperative gelöscht wurden.

So geschah dies bei dem Fall einer äußerst kompetenten und erfolgreichen Managerin, die ins Coaching kam, weil ihr Arbeitgeber damit „drohte“, sie bei einer öffentlichen Veranstaltung auszuzeichnen. Die Gedanken, im Rampenlicht zu stehen, die gesammelte Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zu spüren, verschafften ihr schlaflose Nächte. Sie ging so weit, der Firmenleitung vorzuschlagen, den Preis, der ihr zugedacht war, doch einem ihrer Mitarbeiter zu verleihen. Im Coaching stellte sich heraus, dass sie von Haus aus ein absolutes Verbot besaß, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Darauf gedrillt, immer bescheiden und im Hintergrund zu sein, hatte sie gelernt, dass sie sich auf gar keinen Fall selbst wichtig nehmen durfte. Ihr Imperativ lautete „Ich darf mich auf keinen Fall in den Mittelpunkt stellen!“

Nachdem sie ein paar Wochen lang täglich zehn Minuten konsequent mit dem Satz „Es kann sein, dass ich im Mittelpunkt stehe“ geübt hatte und einfach nur wahrnahm, welche emotionalen, körperlichen und gedanklichen Reaktionen dieser Satz bei ihr auslöste, gelang es ihr, ihren Alarm bis gegen Null zu reduzieren. Das erlaubte ihr, die Veranstaltung ziemlich entspannt zu bewältigen. Sie sei zwar leicht aufgeregt gewesen, aber mehr auch nicht, so schilderte sie es später.

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