Woher kommen die Begriffe „VUCA“ und „BANI“? Und wer kennt RUPT und TUNA?

Bei aller Vielfalt der Kunstworte meine Einschätzung vorweg:

Es braucht jegliche Übersetzung und Kreation, die Orientierung gibt und Organisationen und Führung mehr vom Passenden tun lässt!

Es wäre falsch und unklug, die Begriffe und die Ideen dahinter in einen Wettbewerb miteinander zu schicken. Vielmehr ist es wertschöpfend, die jeweiligen Aussagen und Positionen zusammen zu denken und als weitere Unterstützung zu begreifen für eine Welt, die sich nach vorne entwickelt und zu keinem Zeitpunkt mehr „Ausnahme von einer Regel“ bedeutet. Das wäre sehr naiv und eher Wunschdenken als Realismus.

Am bekanntesten: Das Akronym VUCA

Das Kunstwort VUCA setzt sich aus den vier Begriffen Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität zusammen.
VUCA beschreibt die veränderten Rahmenbedingungen
In dieser VUCA Welt, besonders im Zeitalter der Digitalisierung, müssen Führungskräfte anders agieren – Offiziere ebenso wie Manager. Denn auch für Unternehmen hat sich das Umfeld radikal gewandelt und herkömmliche Führungsmethoden stoßen an ihre Grenzen. An diese neue Welt können und müssen sich Firmen anpassen. Diese Notwendigkeiten sind spätestens seit der Corona-Pandemie, dem durch Wladimir Putin verursachten Ukraine-Krieg und allen daraus resultierenden Konsequenzen unverrückbare Realitäten und eine viel zitierte Zeitenwende. Der Begriff VUCA will das immer weniger Erfassbare erfassbar zu machen. Er beinhaltet die Beschreibung der veränderten Rahmenbedingungen, unter denen heute Entscheidungen getroffen werden müssen. Es ist eine Umgebung, in der Informationen keinerlei prognostische Aussagekraft mehr besitzen, weil Rahmenbedingungen sehr schnell wechseln, Interessenkoalitionen immer vielschichtiger werden sowie Motivlagen sich ständig verändern.

Das Kunstwort BANI

Inzwischen gibt es Diskussionen darüber, dass der Begriff VUCA abgelöst werde vom Kunstwort BANI, das für Brittle, Anxious, Non-linear, Incomprehensible steht (brüchig, ängstlich, nicht-linear, unverständlich) und auf Jamais Caisco vom “Institute for the Future” in Palo Alto zurück geht. Unter dem Titel „Facing the Age of Chaos“ ( facing-the-age-of-chaos ) hat er es 2020 als „sinnstiftende Logik“ vorgestellt, die das aus seiner Sicht überholte VUCA ablöse. Seiner Argumentation nach beschreibt VUCA die Gegenwart und wirkt damit beharrend. BANI benennt die Zukunft, deren Chaos-Charakter man akzeptieren müsse, und macht sie damit leichter begehbar.
Wenn VUCA behilflich ist, die Phänomene Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität zu erfassen und auf den eigenen Kontext beziehen zu können, hilft BANI dabei, deren Wirkungen und das, was diese mit Individuen und Organisationen tun, besser zu verstehen und zu verorten.
Und genau darum geht es – den Grad der eigenen Betroffenheit zu erfassen und die damit einhergehenden Bedürfnisse zu adressieren. Das ist die Grundlage für Lösungen, die letztlich das sind, worum es tatsächlich geht. Gefragt ist, vorhandene Fähigkeiten zu nutzen, Kontextkompetenz zu trainieren und relevante Kompetenzen zu entwickeln, die dem Anspruch von Selbstverantwortung, Selbstwirksamkeit und Zukunftsfähigkeit entsprechen.

Kennen Sie schon RUPT?

Das Center for Creative Leadership (ccl.org) in den USA nutzt RUPT stellvertretend für Rapid (schnell, rapide), Unpredictable (unvorhersehbar), Paradoxical (paradox, widersprüchlich), Tangled (verworren). Liest man nach, wie es zu einem weiteren, speziell in den USA so beliebtem Akronym kam, so geht es darauf zurück, dass dies zum einen an den militärischen Ursprüngen des Begriffs VUCA liegt und zum anderen daran, dass VUCA weder das, was Organisationen und deren Leader erleben, noch die Art und Weise, wie sie es durchstehen, zu erfassen scheint. Bedenkt man, dass der Begriff VUCA, wie schon zu Anfang erwähnt,  auf zwei Ökonomen (Warren Bennis und Burt Nanus) zurückgeht und das amerikanische Militär es nur zur Anwendung brachte, ist es wirklich relevant, den eigentlichen Nutzen des originären Denkmodells besser zu verstehen.
Immerhin gibt es auch für RUPT eine positive Übersetzung, die Haltungen und Ansätze enthält: Reality, Understanding (synonym wie bei Bob Johansen), Possibilities, Transparency.

… und da wäre auch noch TUNA!

Damit die Liste der gängigen Umschreibungen der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts noch etwas vollständiger wird, sei TUNA erwähnt. Hier stehen die vier Buchstaben für Turbulent-Uncertain-Novel-Ambiguous. 2016 wird dieses Akronym in einem Executive Education-Programm der Oxford University anstelle des bekannteren VUCA verwendet.
Aber so oder so – es geht immer um dasselbe Problem: Das äußere Umfeld ändert sich schnell und unvorhersehbar und stellt Unternehmen und seine Stakeholder vor die Herausforderung, dass das, was gestern funktioniert hat, es morgen und übermorgen nicht mehr tun wird. Daher braucht es passende Antworten und die Bereitschaft, neu zu denken!

Darum: VUCA Positive Prime

Bob Johansen hat 2007 seine Übersetzung für VUCA gefunden: Vision, Understanding, Clarity, Adaptability. Was liegt also näher, als sich für die positive Konnotation der vier Buchstaben zu entscheiden? Im Konzept des VUKA Facilitator® tun wir es und erfreuen uns einer wachsenden Community, die mit uns die VUKA Wellen surft und ihre Segel nach dem Wind von VUCA, BANI, RUPT und TUNA stellt (Info unter vukafacilitator.de).
Beitrag von Waltraud Gläser
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